Honestly ist ein Karlsruher Unternehmen in der StartUp Phase, welches innerhalb von 172 Minuten auf Seedmatch mit 200% (100.000€) überfinanziert wurde.
Hier seht ihr das Werbevideo für die Kampagne und darauf folgend das Interview mit Gründermitglied Mateo Freudenthal:
1. Stell dich und dein Team bitte kurz vor.
Mein Name ist Mateo Freudenthal ich habe hier in Karlsruhe Wirtschaftsingenieurwesen studiert, 2010 abgesschlossen, und mich fasziniert die Welt der mobilen Endgeräte und ihr Nutzen für den Alltag. Die Möglichkeiten, die wir haben sind unerschöpflich, daher widme ich mich seit Ende meines Studiums der StartUp Szene. Ich habe zusamen mit Pascal Klein reeple.net gegründet, habe bei Venture Capitalist Engage gearbeitet und war einige Monate bei Gigalocal in Hamburg. Seit Oktober habe ich mir als Ziel gesetzt Honestly als de facto Lösung für nicht öffentliches Feedback zu etablieren und das mache ich gemeinsam mit meinen Mitgründern Sven Bläse, Sebastian Wenzel und Pascal Klein, wie auch meinem hochmotivierten und begabten Team von mittlerweile über 10 Leuten.
2. Wie seid ihr auf die Idee von mobilen Kundenfeedback gekommen?
Pascal und ich haben reeple.net gegründet, welches about rating people ist und unser erstes Wertungsnetzwerk war. Die Traction, die wir dort erzeugt haben, hat uns dazu gebracht, dass wir unser Geschäftsmodell umdenken müssen, letztenendes ist ein vollkommen neues Produkt daraus entstanden. Sebastian und Sven haben an einem Prototypen für die Kommunikation zwischen Kunden und Geschäftsführern gearbeitet. Wir kannten uns durch vorherige Zusammenarbeit schon und haben aufgrund von komplementärer Kompetenzen, sowie hoher gegenseitiger Sympathie beschlossen gemeinsame Sache zu machen.
3. Wie funktioniert das Feedback?
Man holt sein Handy raus, öffnet die Honestly App, alle Läden in der Umgebung werden angezeigt, klickt auf das Geschäft in dem man sich gerade befindet und kann direkt mit diesem kommunizieren. Eine Registration ist nicht notwendig, es läuft vollkommen anonym und die Informationen werden auch nirgends veröffentlicht.
4. Wer sind eure Kunden und wie wählt ihr sie aus?
Unsere Kunden haben meist eine sehr hohe Laufkundschaft und sind an einem Kundenfeedback interessiert. Von der Hotellerie bis zur Schule kann es eigentlich jedes Unternehmen sein. Es ist eher so, dass die Kunden auf uns zukommen, um mit uns zusammenzuarbeiten.
5. Die App wird kostenlos angeboten. Wie verdient ihr daran?
Vom Endnutzer verlangen wir niemals Geld. Unsere Appuser sind die, die Informationen austauschen und Benefits, wie zum Beispiel Coupons, von unseren teilnehmenden Geschäften erhalten. Wir verdienen Geld durch Premium Accounts von Unternehmen, die dadurch intensivere Auswertungen einsehen können.
6. Können Appuser die Bewertungen anderer einsehen?
Nein. Wir haben uns überlegt, in welchen Situationen Menschen am ehrlichsten sind. Das ist in einem Gespräch unter vier Augen und im besten Fall wenn man auch noch anonym ist, zum Beispiel bei der Beichte. Das haben wir auf die Smartphonewelt übertragen.
7. Ich besitze kein Smartphone. Ist es trotzdem möglich euren Dienst in Anspruch zu nehmen?
Ja. Allerdings geht das nur bei unseren Enterprise Account. Wir bieten zusätzlich Feedback per SMS an, in der Nordsee kannst du an eine SMS Rufnummer die Rückmeldung senden. Das wird gleich, wie alle anderen auch, ausgewertet und man bleibt wie immer anonym. Deine Nummer wird niemals dem Unternehmen angezeigt.
8. Müssen dann die normalen SMS Preise gezahlt werden?
Leider ja, da wir keine andere technische Möglichkeit gefunden haben.
9. Auf der Info Seite des KITs steht, dass ihr euch über Crowdfunding finanziert habt. Lässt man sich durch viele Investoren ein StartUp finanzieren, wird es eigentlich Crowdinvesting genannt. Habt ihr das mit Absicht, aufgrund des bekannteren Begriffs “Crowdfunding”, gemacht?
Darüber war ich mir nie im Klaren. Für mich war Crowdfunding immer gleichgesetzt mit Crowdinvesting. Natürlich verstehe ich, dass es Crowdfunding ohne ein monetäres Interesse gibt, wie zur Förderung sozialer Projekte. In unserem Fall war es so, dass wir Geschäftsanteile in Form einer stillen Beteiligung an unsere Crowdinvestoren gegeben haben aber diese partizipieren gleichzeitig an unserem Erfolg und helfen uns mit ihren Ideen, Kontakten und Netzwerken.
10. Wie kamt ihr darauf euch so finanzieren zu lassen?
Wir hatten ganz viele verschieden Möglichkeiten uns finanzieren zu lassen. Wir haben mit diversen Leuten geredet, die Mehrwerte gesehen und waren dann fasziniert von der Idee. Traditionell sind Business Angels, Inkubatoren, Venture Capitalists diejenigen, die StartUps normalerweise finanzieren. Der Crowdfunding Weg ist so eine Art Demokratisierung einer solchen Finanzierung, weil auch Kleinanleger die Möglichkeit haben an einem schnell wachsendem Unternehmen teilzuhaben. Wir sind out of the Box, daher haben wir gedacht, dass das unser Vision, der Etablierung von Honestly als de facto Lösung für Feedback, am meisten helfen wird.
11. In 58 Minuten habt ihr eure Wunschsumme erreicht. Was war euer Erfolgsrezept?
Wir haben viel Werbung über eigene Channels, Social Media und die Presse gemacht. Dazu kommt noch Seedmatch selbst, welches eine sehr gute Plattform ist um sich Start Ups über die Crowd finanzieren zu lassen.
12. Was habt ihr während der Laufzeit getan?
Wir haben alle zu tun. Ich war bei einem Kunden, die anderen am programmieren. Wir haben es natürlich nebenbei mitverfolgt aber über den Verlauf waren wir sehr überrascht. Die Crowdfinanzierung war für 60 Tage angesetzt, dass sie nach 172 Minuten die Schwelle von 100.000€ erreicht hat war eine erfreuliche Überraschung. Wir haben nicht damit gerechnet und nichts aktiv während dieser Zeit gemacht.
13. Habt ihr vor weitere Projekte von der Masse finanzieren zu lassen?
Wir möchten dieses Projekt über die nächsten Jahre fortführen und hochziehen. Eine Folgefinanzierung über Crowdfunding kann ich mir gut vorstellen, vor allem wenn die Regierung die strengen Bedingungen der Prospektpflicht bei Crowdfunding für StartUps etwas lockern würde. Jens-Uwe Sauer Begründer von Seedmatch hat in diesem Zusammenhang auch schon einen offenen Brief ausgesprochen. Es ist derzeit ein großes Hemmnis größere Finanzierungssummen aufzunehmen, was auch gegen Crowdfunding spricht.
14. In Amerika gibt es den JOBS-Act, der die Schwelle nach oben reguliert hat. Bist du der Meinung das ist hier auch notwendig um das Ganze zu fördern?
Das Limit für eine Prospektpflicht ist in Amerika höher angesetzt aber es ist dennoch so, dass man über ein Mindesteinkommen verfügen muss um überhaupt über die Crowd investieren zu dürfen. Ich finde, dass Deutschland daher gar nicht so weit hinten liegt allerdings sollte es, zusammen mit Plattformen wie Seedmatch, neue Regelungen geben um die Innovation in Deutschland zu fördern.
15. Was ist euer Ziel für das nächste Jahr?
Wir möchten uns als de facto Lösung für nicht öffentliches Feedback etablieren und durch eine schnellere und effizientere Kommunikation die Servicewelt verbessern.
16. Vielen Dank für das Gespräch
Danke ebenso.